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Der Mann wartet darauf langen wegenauf, daß das Telefon schrillt. Oft wartet er lange. Um sich die Zeit zu vertreiben, tritt er ans Fenster und schaut auf den Rathausplatz. Die dort parkenden Autos faszinieren ihn. Ab und zu ist es ein Meer von Farbe, das sich vor seinen Augen ergießt. An anderen Tagen – als hätten die Besitzer der Wagen eine geheime Absprache gehalten – überwiegen die Grau- und Schwarztöne. Solche Tage sind ihm verhaßt, er zieht sich sofort wieder ins Innere seines Büros zurück, setzt sich an seinen Schreibtisch. Mit Wohlgefallen betrachtet er die systematisch angeordneten Gegenstände. Er liebt es, wenn Ordnung herrscht. Die Dinge sollen an ihrem gewohnten Platz stehen, nur so gefällt es ihm.

Er mag die Arbeit, die er verrichtet. Alles verläuft nach Plan. Um acht beginnen die Bürostunden, und um fünf kann er nach Hause gehen. Von zwölf bis zwei ist Mittagspause. Das sind sieben Arbeitsstunden, die ihm gehören. Er ist allein in seinem Büro, bloß ab und zu kommt ein Kollege ins Zimmer und bringt ihm einige Akten. Die wichtigen Arbeiten erledigt der Mann immer zwischen acht und zehn Uhr. Er möchte sich auf mögliche Telefonanrufe konzentrieren können, denn erfahrungsgemäß wird am meisten zwischen zehn und elf Uhr telefoniert. Um diese Anrufe auf gebührende Weise entgegenzunehmen, braucht er Distanz zu seiner Schreibtätigkeit. Ab zehn steht er am Fenster und wartet. Beim ersten Klingelzeichen hebt er nicht gleich ab, er läßt es viermal klingeln. Dies ist der angemessene Zeitraum, um dem Anrufer zu vermitteln: In diesem Büro wird gearbeitet, es kann nicht gleich abgehoben werden. Aber es herrschen geordnete Verhältnisse, niemand muß zu lange warten, bevor jemand an den Apparat geht.

Wenn der Mann am Fenster steht und die Sonne scheint, ist ihm, als würde da und dort auf den parkenden Autos ein spezielles Licht aufblitzen, und er vergißt für kurze Zeit, daß er auf ein Klingelzeichen wartet. Besonders ein großer, amerikanischer Wagen hat es ihm angetan. Der Inhaber oder die Inhaberin des Wagens muß wohl in der Nähe arbeiten, denn jeden Tag steht das Auto auf dem Rathausplatz. Grün ist es, aber von einem Grün, das mit all den Grüntönen, die es auf dem Platz zu sehen gibt, nichts gemeinsam hat. Ein helles Grün, nicht grell, sondern leuchtend auf eine Weise, die nicht aufdringlich wirkt. So einen Wagen würde der Mann gern besitzen. Er hätte genug Geld auf dem Konto, aber es auszugeben für einen teuren Wagen, das ist ihm noch nie in den Sinn gekommen.

Es irritiert den Mann, daß er bisher nicht feststellen konnte, wem das Auto gehört. Wenn er morgens um acht ins Büro kommt, steht es noch nicht auf dem Rathausplatz. Möchte er wissen, wann es ankommt, müßte er sich sofort ans Fenster stellen. Das ist jedoch unmöglich, da er zwischen acht und zehn alle wichtigen Arbeiten an seinem Schreibtisch erledigen muß. Sonst gerät er in Verzug.